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Bestimmte blutdrucksenkende Mittel können das Risiko, an Prostatakrebs zu sterben, reduzieren
Original Titel:
Antihypertensive drugs and prostate cancer survival after radical prostatectomy in Finland - a nationwide cohort study
DGP – Bestimmte blutdrucksenkende Mittel können mehr als nur den Blutdruck senken. Das lässt sich aus der vorliegenden Studie schlussfolgern. In dieser konnten Wissenschaftler zeigen, dass Angiotensin-Rezeptor-Blocker bei Prostatakrebs-Patienten das Risiko, an dem Krebs zu sterben, reduzierten. Damit nahmen diese Wirkstoffe eine Sonderstellung ein, da ähnliche schützende Effekte bei anderen blutdrucksenkenden Mitteln nicht gefunden wurden.
Es gibt immer mehr Berichte darüber, dass Medikamente, die eigentlich für andere Erkrankungen eingesetzt werden, auch für Prostatakrebs eine Rolle spielen könnten. So konnte beispielsweise gezeigt werden, dass Medikamente (die sogenannten Statine), die eigentlich eingesetzt werden, um erhöhte Cholesterinspiegel zu senken, auch bei Prostatakrebs eine positive Wirkung haben (Studien von Chen und Kollegen und Gordon und Kollegen, 2018 in den medizinischen Fachzeitschriften Frontiers in pharmacology bzw. Oncotarget veröffentlicht). Ähnliches wurde auch für Diabetes-Medikamente gezeigt (Studie von Zingales und Kollegen, 2017 in der medizinischen Fachzeitschrift Frontiers in oncology veröffentlicht). Ein Forscherteam aus Finnland widmete sich nun Wirkstoffen, die gegen Bluthochdruck eingesetzt werden. Zu den wichtigsten blutdrucksenkenden Mitteln zählen Diuretika, Beta-Blocker, ACE-Hemmer, Calciumkanal-Blocker und Angiotensin-Rezeptor-Blocker, die alle an verschiedenen Stellen in die Blutdruckregulation eingreifen.
Wissenschaftler untersuchten mehr als 14000 Prostatakrebs-Patienten
Die Wissenschaftler untersuchten insgesamt 14422 Prostatakrebs-Patienten, die sich die Prostata operativ entfernen ließen. Die Wissenschaftler hatten Auskunft darüber, welche Medikamente diese Patienten einnahmen.
Angiotensin-Rezeptor-Blocker reduzierten das Risiko, an Prostatakrebs zu sterben
Bei der Analyse der Daten stellten die Wissenschaftler fest, dass, allgemein betrachtet, blutdrucksenkende Medikamente das Risiko, an Prostatakrebs zu sterben, erhöhten. Interessanterweise sah das jedoch anders aus, wenn die einzelnen Wirkstoffe getrennt voneinander betrachtet wurden. Es stellte sich nämlich heraus, dass Angiotensin-Rezeptor-Blocker mit einem geringeren Risiko, an Prostatakrebs zu sterben, zusammenhingen. Dies war sowohl dann der Fall, wenn diese Wirkstoffe bereits vor der Diagnose eingenommen wurden, als auch dann, wenn sie erst danach zum Einsatz kamen. Was die anderen Wirkstoffgruppen anging, konnte kein ähnlicher schützender Effekt beobachtet werden.
Auch das Risiko, eine Hormontherapie starten zu müssen, wurde durch blutdrucksenkende Medikamenten beeinflusst
Ähnliche Ergebnisse kamen zustande, wenn nicht das Sterberisiko betrachtet wurde, sondern das Risiko, mit einer Hormontherapie starten zu müssen. Auch dieses Risiko war erhöht, wenn blutdrucksenkende Mittel allgemein verwendet wurden. Doch auch hier bildeten die Angiotensin-Rezeptor-Blocker wieder eine Ausnahme.
All diese Ergebnisse kamen zustanden, nachdem die Patientengruppen so angeglichen wurden, dass sie im Alter, Auftreten von Begleiterkrankungen, der Tumorausbreitung und der Verwendung von Statinen möglichst übereinstimmten.
Prostatakrebs-Patienten, die Angiotensin-Rezeptor-Blocker einnahmen, hatten ein geringeres Risiko, an Prostatakrebs zu sterben. Die Angiotensin-Rezeptor-Blocker nahmen somit eine Sonderstellung unter den blutdrucksenkenden Medikamenten ein, da diese im gesamten betrachtet, das Risiko, an Prostatakrebs zu sterben, erhöhten. Das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System, in welches die Angiotensin-Rezeptor-Blocker eingreifen, scheint somit bei dem Fortschreiten der Prostatakrebserkrankung eine Rolle zu spielen. Weitere Forschung ist nötig, um den zugrundeliegenden Mechanismus aufzuklären.
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