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Demenzkranke mit Antidementiva haben weniger Unfälle als Demenzkranke ohne diese Behandlung
Original Titel:
Cognitive enhancers associated with decreased risk of injury in patients with dementia: A nationwide cohort study in Taiwan
DGP – Mit zunehmender Krankheitsschwere einer Demenz kommt es auch leichter zu Unfällen. Im landesweiten taiwanesischen Vergleich von Menschen mit einer Demenzerkrankung und ohne zeigte sich entsprechend ein erhöhtes Risiko für Verletzungen für Patienten mit einer Demenz. Die Behandlung mit sogenannten Antidementiva – zur Steigerung der Denkleistung bei einer Demenz – konnte dieses Risiko aber im Vergleich zu nicht derart behandelten Patienten senken.
Demenzerkrankte leiden nicht nur, ganz drastisch vereinfacht, unter Vergesslichkeit. Häufig ist auch die Koordination, Muskelkontrolle, die Wahrnehmung und das Durchführen komplexer Tätigkeiten beeinträchtigt. Entsprechend kommt es mit zunehmender Krankheitsschwere auch leichter zu Unfällen. Forscher fragten nun, ob die medikamentöse Demenzbehandlung auch das Verletzungsrisiko senken kann – schließlich könnte man vermuten, dass eine verbesserte Denkleistung auch zur Einschätzung und Vermeidung von Risiken oder auch zu einem stabileren Gang beitragen könnte.
Daher analysierten Kliniker und Wissenschaftler rund um Psychiater Dr. Tzeng vom Tri-Service General Hospital in Taipei in einer Taiwan-weiten Untersuchung den Zusammenhang zwischen Demenzerkrankung, Medikamenten zur Steigerung der Denkleistung (sogenannte psychotrope Medikation) und dem allgemeinen Verletzungsrisiko.
Können Antidementiva – zur Steigerung der Denkleistung bei einer Demenz – das Verletzungsrisiko senken?
Dazu wurden aus einer Datenbank von 144008 Studienteilnehmern im Alter von mindestens 50 Jahren ausgewählte Patienten analysiert. 36002 der Teilnehmer litten an einer Demenzerkrankung, 108006 weitere Menschen aus der Studie wurden als in Alter und Geschlecht vergleichbare Kontrollen ermittelt. Die Krankheitsdaten dieser Menschen (aus der nationalen, taiwanesischen Gesundheitsversicherungs-Forschungsdatenbank) wurden im Zeitraum von 2000 bis 2010 untersucht.
Landesweiter Vergleich von Verletzungszahlen bei Menschen mit Demenzerkrankung und ohne
Von den betrachteten Menschen mit Demenzerkrankung erlitten 6701 (18,61 %) einen Unfall mit Verletzung, in der Kontrollgruppe traf dies auf 20919 (19,37 %) zu. Grundlegend erlitten also ähnliche viele Menschen dieser Altersgruppe, mit und ohne Demenzerkrankung, Verletzungen. Untersuchten die Forscher allerdings diese Daten genauer mit Blick auf Faktoren wie das jeweilige Alter, Geschlecht, Begleiterkrankungen und ähnlichem, fanden sie deutlich mehr Unfälle und Verletzungen bei den Patienten mit Demenz als bei den Kontrollpersonen.
Demenzerkrankungen steigern das Verletzungsrisiko
Wie wirkte sich aber nun die jeweilige Behandlung aus? Im Vergleich von Patienten mit und ohne einer antidementiven Behandlung zeigte sich ein Effekt auf die Verletzungsrate: medikamentös behandelte Demenzpatienten waren deutlich seltener betroffen. Dieser Zusammenhang zwischen Medikamenten zur Steigerung der Denkleistung (beispielsweise Acetylcholinesterasehemmer, kurz ACE-Hemmer, oder Memantin) und einem geringeren Risiko, Unfälle und Verletzungen zu erleiden, blieb auch bestehen, nachdem die Forscher verschiedene weitere Faktoren (Begleiterkrankungen und sonstige Medikamente) berücksichtigten.
Demenzkranke mit Antidementiva haben weniger Verletzungen als Demenzkranke ohne diese Behandlung
Bei Menschen mit einer Demenzerkrankung besteht also ein erhöhtes Risiko für Unfälle und Verletzungen. Dieses Risiko wird allerdings durch die medikamentöse Behandlung der Demenz mit Antidementiva gesenkt. Die Förderung der Denkleistung wirkt also offenbar dem Verletzungsrisiko entgegen.
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