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Vorsorge ernst nehmen: Nach Hodgkin-Lymphom in jungen Jahren ist das Brust- und Lungenkrebsrisiko erhöht

Original Titel:
Risk of subsequent primary neoplasms in survivors of adolescent and young adult cancer (Teenage and Young Adult Cancer Survivor Study): a population-based, cohort study

DGP – Die Langzeit-Analyse von späteren Krebserkrankungen bei Menschen, die in jungen Jahren an Krebs litten, zeigte, dass Früherkennungs- und Vorsorgeuntersuchungen hier besonders wertvoll sind. Besonders nach Hodgkin-Lymphom empfiehlt sich bei Frauen die Brustkrebsvorsorge schon früher als für andere Frauen üblich. Auch die Lunge scheint bei diesen Krebsüberlebenden, sowohl bei Männern als auch bei Frauen, häufiger gefährdet zu sein. Auf die Lungengesundheit zu achten, ist also nach Krebserkrankung in der Jugend auch in späteren Jahren wichtig.


Wenn Heranwachsende an Krebs erkranken, steht die Behandlung und die unmittelbare Bedrohung im Fokus. Inzwischen ist die Behandlung vieler Krebserkrankungen, gerade bei sehr jungen Patienten, aber auch so fortgeschritten, dass ein Blick auf die langfristige Entwicklung lohnt. Besonders relevant ist nämlich, welche Folgeerkrankungen drohen und ob man diese eventuell gezielter früh erkennen und behandeln kann. In der Hinsicht untersuchten Forscher nun das Risiko für weitere Krebserkrankungen nach einer Krebserkrankung in jungen Jahren.

Wie hoch ist das Risiko, erneut an Krebs zu erkranken, wenn man als Heranwachsender an einer Krebskrankheit litt?

Dazu nutzten sie eine Datenbank von Krebsüberlebenden nach Diagnose im Teenager- und jungen Erwachsenenalter in England und Wales. Diese bevölkerungsweite Patientengruppe (Kohorte) umfasst 200.945 ehemalige Krebspatienten, die ihre Diagnose im Alter von 15–39 Jahren zwischen 1971 und 2006 erhielten. Die beobachteten Jahre wurden über alle Patienten zusammengerechnet und als Personen-Jahre analysiert. Für 16 verschiedene Krebserkrankungen wurden spätere Krankheitsrisiken ermittelt. In diesem Bericht konzentrieren wir uns auf die Ergebnisse zu Lymphoma und Leukämie.

Vergleich von Langzeit-Krebsüberlebenden und Kontrollen

Insgesamt wurden 2.631.326 Personen-Jahre in der Nachsorge nach der ersten Krebserkrankung analysiert, im Mittel über eine Dauer von 16,8 Jahren. Bei 11.565 der Krebsüberlebenden wurden 12.321 neue Krebserkrankungen diagnostiziert. Am häufigsten waren davon die Patienten betroffen, die früher an Brustkrebs, Gebärmutterhalskrebs, Hodenkrebs oder einem Hodgkin-Lymphom gelitten hatten.

Bei weiblichen Überlebenden von Hodgkin-Lymphoma waren im Vergleich zu Kontrollpersonen pro 10.000 Personenjahren 56 Personen mehr durch eine weitere Krebserkrankung betroffen. Dabei traten besonders Brustkrebs und Lungenkrebs messbar häufiger auf. Männliche Überlebende von Hodgkin-Lymphoma entwickelten etwa 30 Krebserkrankungen mehr pro 10.000 Personen-Jahre als die Kontrollen. Dabei trat besonders Lungenkrebs häufiger auf.

Das Risiko für solche nachfolgenden Krebserkrankungen nahm, wie auch bei den Kontrollpersonen, mit den Jahren zu. Allerdings stieg das Risiko bei den früheren Lymphom-Patienten deutlich stärker an. Bei Frauen, die mindestens 30 Jahre das Lymphom überlebt hatten, erkrankten im Vergleich zu den Kontrollen 71,8 mehr Betroffene pro 10.000 Personen-Jahre an Brustkrebs und 26 mehr Betroffene pro 10.000 Personen-Jahre an Lungenkrebs. Insgesamt waren 35 Jahre nach der Lymphom-Diagnose 14,4 % der Patientinnen von Brustkrebs und 3,8 % von Lungenkrebs betroffen. Erwartbar bei Frauen ähnlichen Alters ohne vorherige Krebserkrankung wären 4,9 % (Brustkrebs) und 0,9 % (Lungenkrebs). Bei Männern, die mindestens 30 Jahre ein Hodgkin-Lymphom überlebt hatten, erkrankten im Vergleich zu Kontrollen 50,2 mehr Personen pro 10.000 Personen-Jahren an Lungenkrebs. Damit waren 35 Jahre nach der Lymphom-Diagnose 5,1 % der Überlebenden an Lungenkrebs erkrankt, im Vergleich zu ohne frühere Krebserkrankung erwartete 1,4 %.

Frauen haben demnach nach überstandenem Hodgkin-Lymphom ein erhöhtes Risiko besonders für Brustkrebs- aber auch Lungenkrebserkrankungen. Männer nach überstandenem Hodgkin-Lymphom entwickeln Jahre später dagegen häufiger Lungenkrebs als für Männer in ähnlichem Alter typisch. Dieses Risiko steigt mit den Jahren stärker an.

Auffällig war auch das Lungenkrebsrisiko bei anderen Krebserkrankungen junger Menschen. Ein Teil der Ursache könnte sein, dass die Patienten in jungen Jahren einer Therapie mit Bestrahlung ausgesetzt waren. So könnte die Strahlentherapie beim Hodgkin-Lymphom einen Risikofaktor für Lungenkrebs und Brustkrebs darstellen. Dazu analog war auch das Risiko für Krebserkrankungen in Mund- (Leukämie) und Rachenraum (Hodgkin-Lymphom bei Frauen) auffällig erhöht.

Vorsorgeuntersuchungen angebracht: Besonders Lungen- und Brustkrebsrisiko erhöht nach früherem Hodgkin-Lymphom

Früherkennungs- und Vorsorgeuntersuchungen scheinen demnach bei ehemaligen Krebspatienten, die die Krebserkrankung als Kinder oder junge Erwachsene überstanden haben, besonders angebracht zu sein. Besonders nach Hodgkin-Lymphom empfiehlt sich bei Frauen wohl die Brustkrebsvorsorge schon früher als für andere Frauen üblich. Auch die Lunge scheint bei diesen Krebsüberlebenden, sowohl bei Männern als auch bei Frauen, häufiger gefährdet zu sein. Auf die Lungengesundheit zu achten, ist in diesem Fall also besonders wichtig.

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