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Mit Parkinson selbst Auto fahren? Wichtig sind gutes Sehvermögen und geistige Fitness

Original Titel:
Longitudinal decline of driving safety in Parkinson disease.

DGP – Kann ich noch sicher Auto fahren? Diese Frage stellen sich viele Menschen mit Parkinson, wenn sich die Symptome der Erkrankung, beispielsweise das typische Zittern, verstärken. Eine Studie zeigt: Das Zittern ist weniger problematisch als vermutet. Entscheidend für die Fahrsicherheit sind gutes Sehen, geistige Fitness und eine gute Bewegungskontrolle.


Um zu ermitteln, welches die wichtigsten Fähigkeiten sind, um sicher Auto zu fahren, luden Experten 177 etwa gleichaltrige Autofahrer zur Studienteilnahme ein. 67 dieser älteren Menschen litten an der Parkinsonkrankheit, die übrigen 110 Menschen galten als gesund. Die Teilnehmer fuhren eine standardisierte Teststrecke ab. Das Auto war mit Messgeräten und Kamera ausgestattet, mit denen anschließend Fahrfehler genauer beurteilt werden konnten. Um den Einfluss eines Krankheitsfortschritts zu bestimmen, durften die Teilnehmer den Test nach zwei Jahren wiederholen.

Professionelle Fahrexperten beurteilen Fahrsicherheit auf einer Teststrecke

Ein professioneller Fahrexperte bewertete die Fahrdaten und Videos. Zusätzlich wurden bei sämtlichen Teilnehmern Sehvermögen, Denkleistung und Konzentrationsfähigkeit, Aufmerksamkeit und Bewegungskontrolle getestet. Bei Parkinson zeigten sich Beeinträchtigungen in allen Bereichen und den Fahrern unterliefen mehr Fehler als den gesunden Teilnehmern.

Sehvermögen und Denkleistung sind entscheidend

Nach zwei Jahren stand nur noch ein Teil der ursprünglichen Teilnehmer für Wiederholungstests zur Verfügung: rund 43 % der Parkinsonpatienten und 63 % der gesunden Teilnehmer. Die Forscher verglichen nun die anfänglichen Testergebnisse der Menschen mit Parkinsonerkrankung, die zum Wiederholungstest erschienen waren, mit denen der übrigen Patienten. Dabei zeigte sich: Die Patienten, die nach zwei Jahren immer noch Auto fuhren, hatten zu Beginn der Untersuchung weniger Fahrfehler gemacht als die Patienten, die zwei Jahre später nicht mehr an der Untersuchung teilnahmen. Sie schnitten zu Beginn ähnlich gut wie die gesunden Teilnehmer ab.

Gute Autofahrer mit Parkinsonkrankheit: zu Beginn ähnlich gut wie Kontrollpersonen

Wie unterschieden sich diese weiterhin selbst Auto fahrenden Patienten konkret von denjenigen, die vermutlich nicht weiter Auto fuhren? Auffällig war ihre bessere Denkleistung zu Beginn der Untersuchung, auch wenn sie insgesamt weniger gut abschnitten als die gesunden Kontrollen. Nach zwei Jahren zeigten sich auch bei diesen anfangs fitteren Patienten die Symptome der Erkrankung: die Denkleistung litt stärker und es traten mehr Fahrfehler auf als bei den gesunden Kontrollpersonen.

 

Kurz erklärt – UPDRS-Skala

 Die UPDRS-Skala (kurz vom engl. Unified Parkinson’s Disease Rating Scale) bietet einen Überblick über die Einschränkungen durch die Parkinsonerkrankung. Der Facharzt erfragt dazu im Gespräch, ob man häufiger vergesslich ist, auffällig traurig oder auch desinteressiert an früher alltäglichen Aktivitäten. Diese Informationen gehen in den ersten Wert der UPDRS-Skala ein, mit dem Denkleistung und Stimmung beschrieben werden. Ein zweiter Wert beschreibt sogenannte Alltagsfähigkeiten. Dazu schätzt der Arzt Sprache und Handschrift des Patienten ein, fragt nach Schluckbeschwerden, dem morgendlichen Anziehen, Körperhygiene und ob es Probleme beim Gehen gibt. Das Zittern (Tremor) geht vor allem in den dritten Teil der UPDRS-Skala zur Einschätzung der Motorik ein.

 

Die größere Zunahme der Fahrfehler bei den Patienten schien dabei vor allem an die Augengesundheit und die Denkleistung gekoppelt zu sein: Ein schlechteres Sehvermögen zu Beginn der Untersuchung und eine stärkere Abnahme der Denkleistung über die zwei Jahre hinweg konnten manche der späteren Fahrfehler erklären. Auch Alltagsfähigkeiten, die mit Hilfe der auf Parkinson spezialisierten UPDRS-Skala ermittelt wurden, und spezielle Kontrollfunktionen des Gehirns spielten eine wichtige Rolle. Besonders bedeutsam waren hierbei die sogenannten exekutiven Funktionen, die beispielsweise für Impulskontrolle und planvolles Handeln wichtig sind. Erwartungsgemäß zählten auch die Verarbeitungs­geschwindigkeit beim Sehen und die allgemeine Aufmerksamkeit zu den wichtigen Faktoren für sicheres Autofahren.

Entscheidend für die Fahrsicherheit: gutes Sehvermögen und geistige Fitness für Aufmerksamkeit und Handlungskontrolle

Die Studie liefert wichtige Erkenntnisse zum Fahrvermögen von Menschen mit der Parkinsonerkrankung, obwohl recht viele Patienten nicht zum Folgetermin nach zwei Jahren erschienen. Zu Beginn der Untersuchung weniger stark beeinträchtigte Patienten konnten gut mit den gesunden Kontrollen mithalten. Nach zwei Jahren zeigten sich aber auch bei diesen Betroffenen deutlichere Anzeichen der Erkrankung. Kritisch für die Fahrsicherheit, nach Beurteilung durch einen Fahrexperten, waren dabei nicht so sehr die auffälligsten Symptome wie das typische Zittern, sondern vor allem ein gutes Sehvermögen und geistige Fitness, was sich in Sehgeschwindigkeit, Aufmerksamkeit und Handlungskontrolle bemerkbar macht.

Es zählt also, wie flexibel das Gehirn umschalten und auf komplexe Situationen reagieren kann. Denn unübersichtlicher Verkehr, umschaltende Ampeln und Wegplanung im Schilderwald stellen hohe Anforderungen an Aufmerksamkeit, Reaktionsfähigkeit und Sehvermögen. Damit bieten sich klassische Tests beim Parkinson-Facharzt und auch der einfache Sehtest beim Augenarzt als gute Hilfe zur Selbsteinschätzung der Fahrsicherheit an.

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