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Überlebensvorteil Übergewicht?

Original Titel:
Obesity and weight loss are inversely related to mortality and cardiovascular outcome in prediabetes and type 2 diabetes: data from the ORIGIN trial

DGPAn der ORIGIN-Studie nahmen Personen mit Prädiabetes oder Diabetes teil, die kardiovaskuläre Risikofaktoren aufwiesen. Wissenschaftler ermittelten, ob das Körpergewicht einen Einfluss auf die Mortalität der Personen hatte. Sie sahen, dass Übergewicht und leichte Adipositas einen Schutz vor der Mortalität boten.


Bei Patienten mit Diabetes mellitus ist der Zusammenhang zwischen dem Körpergewicht und Gewichtsveränderungen mit der Sterblichkeit und kardiovaskulären Outcomes noch nicht ausreichend geklärt.

Studie mit mehr als 12 000 Personen mit Prädiabetes/Diabetes

Wissenschaftler aus Deutschland und Kanada gingen der Frage nun mit ihrer ORIGIN-Studie auf den Grund. Die Studie schloss 12 521 Teilnehmer (Durchschnittsalter: 63,5 Jahre) ein, die an Prädiabetes oder Diabetes litten und zusätzlich kardiovaskuläre Risikofaktoren aufwiesen.

Die Teilnehmer wurden basierend auf ihrem Gewicht eingruppiert:

  • Personen mit niedrigem Körpergewicht (BMI < 22),
  • Personen mit normalem Körpergewicht (BMI 22–24,9),
  • Personen mit Übergewicht (BMI 25–29,9),
  • Personen mit Adipositas Grad 1–3 (BMI 30–34,9, BMI 35–39,9, BMI ≥ 40).

Zu den ermittelten Outcomes zählten u. a. die kardiovaskuläre Mortalität und die Gesamtmortalität. Das Follow-up betrug 6,2 Jahre (Interquartilsbereich: 5,8–6,7 Jahre).

Schutz vor Mortalität bei Übergewicht und milder Adipositas

Nach Adjustierung für mehrere Confounder hatten Personen mit Übergewicht und milder Adipositas das niedrigste Risiko in Bezug auf die Gesamtmortalität und die kardiovaskuläre Mortalität (Gesamtmortalität – Übergewicht: HR = 0,80, 95 % CI 0,69–0,91, Adipositas Grad 1: HR = 0,82, 95 % CI 0,71–0,95, beide p < 0,01; kardiovaskuläre Mortalität – Übergewicht: HR = 0,79, 95 % CI 0,66–0,94; Adipositas Grad 1: 0,79, 95 % CI 0,65–0,95; für den Vergleich mit Personen mit normalem BMI, p < 0,05).

Niedrigeres Körpergewicht stand mit höherer Mortalität im Zusammenhang

Ein niedriges Körpergewicht stand mit einer höheren Gesamtmortalität (HR = 1,28, 95 % 1,02–1,61) und kardiovaskulären Mortalität (HR 1,34, 95 % CI 1,01–1,79, p < 0,05) im Zusammenhang. Auch Personen mit einem kontinuierlichen Gewichtsverlust über 2 Jahre wiesen im Vergleich zu Personen ohne Gewichtsverlust ein höheres Risiko für die Gesamtmortalität (HR = 1,32, 95 % 1,18–1,46), p < 0,0001) und die kardiovaskuläre Mortalität auf (HR = 1,18, 95 % CI 1,02–1,35).

Fazit

Die Ergebnisse zeigen – entgegen der Empfehlungen zur Primärprävention von Diabetes, die darauf abzielen, dass Menschen ein normales Gewicht erreichen oder halten  –, dass übergewichtige und mild adipöse Personen, die an Prädiabetes/Diabetes leiden und kardiovaskuläre Risikofaktoren aufweisen, ein niedrigeres Risiko für die Gesamt- und die kardiovaskuläre Mortalität hatten als Personen mit Normalgewicht. Eine Erklärung für diesen zunächst ungewöhnlich erscheinenden Zusammenhang könnte sein, dass der optimale BMI im Alter höher ist als bisher angenommen und nicht im Bereich von 18,5–25, sondern deutlich darüber liegt (sodass man z. B. ab einem Alter von 64 Jahren erst bei einem BMI über 29 von Übergewicht sprechen würde).

Den Ergebnissen kann man weiterhin entnehmen, dass sich auch ein Gewichtsverlust nachteilig auf das Risiko für die Gesamt- und die kardiovaskuläre Mortalität auswirkt. Bei einem Gewichtsverlust muss unterschieden werden, ob dieser gewollt oder ungewollt erfolgt ist. Ein ungewollter Gewichtsverlust kann auf eine Erkrankung hinweisen – und eine Erkrankung kann wiederum das Mortalitätsrisiko erhöhen.

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