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Meta-Analyse: Akathisie durch Antipsychotika hängt mit niedrigen Eisenwerten zusammen
Original Titel:
Iron homeostasis alterations and risk for akathisia in patients treated with antipsychotics: A systematic review and meta-analysis of cross-sectional studies
- Was steht hinter der Ruhelosigkeit bei Behandlung mit Antipsychotika?
- Systematischer Review und Meta-Analyse über 10 Studien
- Akathisie steht in Zusammenhang mit niedrigen Eisenwerten
DGP – Was steht hinter der extremen Ruhelosigkeit (Akathisie), die bei Behandlung mit Antipsychotika auftreten kann? Die Balance des Eisenhaushalts, der Homöostase, im Körper könnte eine Rolle in der Pathophysiologie der Antipsychotika-bezogenen Akathisie spielen. Wissenschaftler führten dazu nun einen systematischen Review mit Meta-Analyse durch. Die 10 meist qualitativ schwachen Studien deuteten tatsächlich auf einen Zusammenhang zwischen Eisen im Blut und Akathisie hin.
Akathisie, die Sitzunruhe, die sich durch starke Rastlosigkeit oder Ruhelosigkeit auszeichnet, kann eine Nebenwirkung mancher Medikamente für vorwiegend psychiatrische Erkrankungen sein. Dazu gehören Antipsychotika (auch als Neuroleptika bekannt) gegen starke Depressionen, Manien oder Schizophrenie. Die Akathisie kann ein sehr unangenehmes und zusätzlich psychisch belastendes Problem sein. Die Symptomatik erinnert an das Restless-Legs-Syndrom, kurz RLS, bei dem Eisenwerte relevant sein können. Die Balance des Eisenhaushalts, der Homöostase, im Körper könnte auch eine Rolle in der Pathophysiologie der Antipsychotika-bezogenen Akathisie spielen.
Was steht hinter der Ruhelosigkeit bei Behandlung mit Antipsychotika?
Wissenschaftler führten dazu nun einen systematischen Review durch. Dazu ermittelten sie relevante Studien aus sechs Datenbanken mit Veröffentlichungsdatum bis März 2020. In einer Meta-Analyse verglichen sie so identifizierte Studien zum Eisenstoffwechsel bei Patienten mit Antipsychotika-Behandlung mit und ohne Akathisie. Dabei ermittelten sie standardisierte mittlere Differenzen (SMD) des Eisenspiegels, von der Konzentration von Ferritin (ein Eisenspeicher-Protein), Transferrin (ein Eisentransport-Protein) und der gesamten Eisen-Bindungskapazität. Die Ergebnisse analysierten sie nach Geschlecht, Alter, Erkrankungsdauer und Antipsychotikatherapie und -dosierung. In Untergruppenanalysen wurden zudem chronische versus akute Akathisie und weitere Diagnosen verglichen.
Systematischer Review und Meta-Analyse über 10 Studien
10 Studien mit insgesamt 395 Patienten konnten in die Meta-Analyse aufgenommen werden. Patienten mit Akathisie (n = 182) hatten niedrigere Eisenwerte als Patienten ohne Akathisie (n = 213; SMD = -0,49, 95 % Konfidenzintervall KI = -0,28; -0,70, p < 0,001). Patienten mit Akathisie hatten zudem in einer Analyse signifikant niedrigere Ferritin-Konzentrationen als Patients ohne Akathisie. Dieses Ergebnis wurde in einer zweiten Analyse allerdings nicht bestätigt.
Faktoren wie Alter und Geschlecht oder Erkrankungsdauer schienen keinen Einfluss auf Unterschiede in den Eisenwerten zu haben. In Untergruppenanalysen zeigten sich niedrigere Eisenwerte sowohl bei Patienten mit chronischer als auch mit akuter Akathisie im Vergleich zu Patienten ohne Akathisie. Diagnosen, die einer Behandlung mit Antipsychotika zugrundelagen, waren nur im Fall von Schizophrenie-Patienten mit niedrigeren Eisenwerten assoziiert. Die Autoren bewerteten die Qualität der analysierten Studien als durchweg niedrig, mit lediglich einer Ausnahme.
Akathisie steht in Zusammenhang mit niedrigen Eisenwerten
Diese Meta-Analyse deutet auf niedrigere Eisenwerte bei Akathisie-Patienten. Mögliche Unterschiede in Ferritin-Konzentrationen deuteten sich ebenfalls an, konnten aber nicht eindeutig gezeigt werden. Die Rolle von körpereigenen Proteinen für die Speicherung von Eisen ist also unklar. Weitere Studien müssen nun die zugrundeliegenden Prozesse und Zusammenhänge klären.
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