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Wie häufig wurden Intensiv- und Notaufnahme-Ärzte in Deutschland mit dem Coronavirus infiziert?
Original Titel:
Prevalence of SARS-COV-2 positivity in 516 German intensive care and emergency physicians studied by seroprevalence of antibodies National Covid Survey Germany (NAT-COV-SURV)
- Coronavirus: Wie häufig waren Intensiv- und Notärzte in Deutschland infiziert?
- Antikörper-Tests, Befragung zu PCR-Tests und Risikofaktoren
- 3,5 % der 516 Teilnehmer zwischen Juni und Juli 2020 positiv getestet
- Bei 39 % frühere Infektion unbekannt
- Auslandsreisen nicht mit Infektions-Nachweis assoziiert
- Familiäre COVID-19-Kontakte signifikanter Risikofaktor
- Verbesserungswürdig: Schutzausrüstung und Grippe-Impfung
DGP – Für Ärzte und Pflegepersonal kann das Risiko für eine Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 erhöht sein, da sie häufiger mit Infizierten in Kontakt kommen. Wie viele Ärzte sich in Deutschland infiziert hatten, untersuchten Forscher nun für den Zeitraum bis Juli 2020. Demnach waren 3,5 % der Ärzte in Intensiv- und Notfallmedizin positiv auf Antikörper gegen SARS-CoV-2 getestet, für 39 % von ihnen war dies eine überraschende Information. Ausrüstung mit Schutzkleidung und vorbeugende Grippe-Impfquote sind nach dieser Untersuchung nicht optimal, trotzdem waren die Ärzte in der Anfangsphase der Pandemie demnach seltener infiziert, als es in anderen Ländern mit größeren Infektionszahlen zu sehen war.
Menschen in Gesundheitsberufen sind besonders häufig Coronavirus-Infizierten und COVID-19-Patienten ausgesetzt – oft zu einem Zeitpunkt, zu dem diese noch nicht diagnostiziert sind. Entsprechend ist für Ärzte und Pflegepersonal das Risiko für eine Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 erhöht. Aber wie hoch ist es konkret in Deutschland?
Coronavirus: Wie häufig waren Intensiv- und Notärzte in Deutschland bis Juli 2020 infiziert?
Dies untersuchten Forscher anhand des Vorkommens von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 und positiver Nasen-Rachen-Abstrichtests (RT-PCR) bei Intensiv- und Notärzten in Deutschland. Die Studie wurde bei Ärzten durchgeführt, die an Trainingskursen in Intensiv- und Notfallmedizin zwischen 16. Juni und 2. Juli 2020 teilnahmen. Die Teilnehmer füllten dazu einen Fragebogen aus, wurden zu Abstrich-PCR-Ergebnissen befragt und mit dem Antikörpertest auf eine frühere SARS-CoV-2-Infektion untersucht.
516 Ärzte aus allen Regionen Deutschlands nahmen teil. 445/516 (86 %) arbeiteten in Hochrisiko-Gebieten. 379/516 (73 %) hatten Patienten mit COVID-19 behandelt. Insgesamt wurden 18/516 (3,5 %) der Teilnehmer positiv getestet. 16/18 (89 %) hatten Antikörper gegen SARS-COV-2, weitere 2 Ärzte berichteten frühere positive RT-PCR-Testergebnisse, obwohl ihr Antikörpertest negativ ausfiel. Von den Personen mit positivem Antikörperergebnis waren sich 7/18 (39 %) keiner früheren Infektion bewusst.
Zur Einschätzung möglicher Infektionsquellen wurden die Ärzte zu Reisen, Infekten und Kontakten befragt. 173/498 (35 %) waren außerhalb des Landes verreist, typischerweise in Europa. 87/516 (17 %) berichteten von einem fiebrigen Atemwegsinfekt nach dem 1. Januar 2020. Bei 4/87 (4,6 %) dieser Personen stand dies im Zusammenhang mit SARS-CoV-2. Zu Kontakten mit COVID-19-positiven Verwandten zu Hause kam es bei 22/502 Ärzten (4,4 %). Dies war der einzige signifikante Risikofaktor für eine Covid-19-Erkrankung (p = 0,0005).
N95-Masken standen 87 %, Augenschutz 73 % der Ärzten zur Verfügung. Damit gab es zu dem Zeitpunkt keinen ausreichenden Schutz für einen substanziellen Teil der Ärzte. Etwa die Hälfte der Studienteilnehmer (254/502 Ärzte, 51 %) waren gegen das Grippevirus geimpft.
Verbesserungswürdig: Schutzausrüstung und Grippe-Impfung
Insgesamt war demnach die Infektionsrate mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 bei deutschen Ärzten in Intensivpflege und Notfallmedizin, verglichen zu anderen Ländern, recht gering. Die Autoren vermuten, dass dies auch daran gelegen haben könnte, dass das deutsche Gesundheitssystem in der ersten Pandemie-Welle nicht über seine Grenzen hinaus strapaziert wurde. Zudem zeigten andere Studien, dass Ärzte ein geringeres Infektionsrisiko trugen als beispielsweise Pflegepersonal. Die Autoren empfehlen, stärker auch eine Erhöhung der Grippe-Impfquote in den Gesundheitsberufen anzustreben, da diese noch sehr niedrig ist und einen Schutzfaktor gegenüber dem neuen Coronavirus darzustellen scheint.
[DOI: 10.1371/journal.pone.0248813]
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