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Mit Stuhlspenden Erkrankten helfen
Uniklinikum Jena sucht gesunde Stuhlspender zur Behandlung von Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
Jena (UKJ/kbo). Die Vorstellung, seinen Stuhl zu spenden, mag vielleicht unappetitlich bis skurril klingen, aber: Tatsächlich kann damit Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen geholfen werden. „Eine Stuhlspende kann ähnlich wertvoll sein wie eine Blutspende“, fasst es Prof. Andreas Stallmach, Direktor der Klinik für Innere Medizin IV am Uniklinikum Jena (UKJ) und erfahrener Gastroenterologe zusammen. Denn für Patienten mit Colitis Ulcerosa oder Morbus Crohn gibt es keine kausale Therapie, etwa ein Drittel der Patienten leidet unter schweren Verläufen mit häufigen Schüben. Ein neuer Therapieansatz, dem die Spezialisten am UKJ im Rahmen einer vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Studie nachgehen, ist die Verabreichung von Kapseln mit aufbereitetem, gesunden Kot. Um diese herzustellen, benötigt das UKJ regelmäßige und vor allem gesunde Stuhlspender.
Aber warum braucht es zur Behandlung Stuhl? Das Mikrobiom in unserem Darm, bestehend aus unzähligen Bakterien, unterstützt nicht nur unsere Verdauung. Es trägt auch maßgeblich zur Immunabwehr bei. „Das Mikrobiom ist ein regelrechtes Super-Organ“, sagt Stallmach. „Es ist aber auch ein empfindliches Ökosystem, das heißt: Die Vielfältigkeit und Häufigkeit der Bakterien machen es aus. Ist dieses Ökosystem gestört, sind also nicht ausreichend vielfältige Bakterien vorhanden, funktioniert es nicht richtig.“ Auch bei Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ist die Zusammensetzung des Mikrobioms verändert. Die Frage ist daher: Können gute Darmbakterien von Gesunden die Erkrankung günstig beeinflussen? „Erste Studien legen dies bereits nahe“, sagt Stallmach. „Daher ist es aber auch entscheidend, dass der gespendete Stuhl tatsächlich von Gesunden kommt.“
Wer kann Stuhl spenden?
Als Stuhlspender in Frage kommen Menschen zwischen 18 und 60 Jahren, die gesund sind und keine Medikamente einnehmen, insbesondere keine Antibiotika. Die Voraussetzungen sind ganz ähnlich wie bei Blutspendern. Auch mögliche Stuhlspender werden intensiv gescreent: Interessierte füllen als kleinen Vorcheck zunächst einen Fragebogen aus und werden danach in die Klinik zu einer gründlichen, etwa einstündigen Untersuchung eingeladen inklusive Blutentnahme und Stuhlabgabe. Ist hier alles in Ordnung, kann die erste Stuhlspende erfolgen. Nach acht Wochen folgt ein erneuter Gesundheitscheck. Bis zu vier Mal die Woche ist eine Stuhlspende möglich. Dafür bekommen die Spender einen Sammelbehälter mit nach Hause und erhalten eine Aufwandsentschädigung von 30 Euro pro Spende. „Allerdings darf zwischen dem Stuhlgang und der Abgabe bei uns am UKJ maximal eine Stunde liegen, weshalb vornehmlich Spender aus Jena und naher Umgebung in Frage kommen“, sagt Stallmach. Wer Interesse hat, sendet eine E-Mail mit dem Betreff „Stuhlspende“ an arndt.steube@med.uni-jena.de.
Schonende Therapieform für Erkrankte
Aus dem Stuhl werden für betroffene Patienten in ganz Deutschland in der Apotheke des UKJ Kapseln hergestellt, die sie zwei Mal täglich einnehmen. Diese Darreichungsform ist einzigartig und schonend. Bisher erfolgte ein Stuhltransfer über eine Nasensonde oder während einer Darmspiegelung. „Das möchten wir unseren chronisch erkrankten Patienten nicht zumuten“, erklärt Stallmach. Rund drei Monate dauert die Therapie mit den Kapseln. „Wir gehen davon aus, dass die Therapie bei 30 bis 40 Prozent der Patienten gut wirkt.“