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Noch lange nicht Standard, aber einen Gedanken wert: kann mit Antiepileptika hemiplegische Migräne gelindert werden?
Original Titel:
Familial hemiplegic migraine with a PRRT2 mutation: Phenotypic variations and carbamazepine efficacy
DGP – Die familiäre, hemiplegischenMigräne (FHM) ist selten, kommt aber in Familien gehäuft vor und belastet mit ihren dramatischen Symptomen. Die Anfälle führen zu motorischer Schwäche. Bekannte und vermutete Auslöser-Mutationen stehen mit epileptischen Erkrankungen in Zusammenhang. Kann man also mit Antiepileptika hemiplegische Migräne behandeln?
Bei der familiären, hemiplegischen Migräne (FHM) kommt es neben einer häufig sensorischen Aura (z. B. Lichtblitze) auch typischerweise zu halbseitiger Muskelschwäche oder -lähmung. Davon ist mindestens auch ein Verwandter ersten Grades (Eltern oder Kinder) oder zweiten Grades (Geschwister) betroffen. Die Suche nach Ursachen und entsprechend gezielter Therapie gestaltet sich bei dieser seltenen Erkrankung sehr schwierig. Immerhin sind jedoch bei dieser Form der Migräne bereits drei unterschiedliche Gene bekannt, deren Mutation bei einem Teil der Betroffenen zu jeweils leicht anderen Varianten der Erkrankung führen kann und auch mit Epilepsie in Zusammenhang zu stehen scheint. Inzwischen steht auch ein viertes Gen mit spezieller Mutation (PRRT2-Mutation) unter Beobachtung, das nach derzeitigem Wissen beispielsweise zu Krampfanfällen in der frühen Kindheit, aber eventuell auch zu hemiplegischer Migräne führen kann. Könnte also ein Medikament gegen Epilepsie in Familien mit dieser Mutation Betroffenen mit hemiplegischer Migräne helfen? Japanische Neurologen analysierten nun bisherige Behandlungsstudien und Fallstudien, um zu ermitteln, ob familiäre, hemiplegische Migräne mit der PRRT2-Mutation auf eine antiepileptische Behandlung ansprach.
FHM mit spezieller Mutation: helfen Antiepileptika, hemiplegische Migräne zu behandeln?
Aus der Forschungsliteratur ermittelten die Experten dazu den Verlauf der Erkrankung und Behandlungsergebnisse von mehreren Betroffenen aus drei Generationen einer Familie mit bekannter PRRT2-Mutation. Dies verglichen sie mit 17 weiteren Patienten mit derselben Mutation aus sechs weiteren Familien.
Bei den meisten Patienten begannen erste Krankheitsanfälle in der Jugend, also im zweiten Lebensjahrzehnt. Bei fünf Patienten trat eine spontane Remission ein – also Symptomfreiheit ohne Behandlung. Antiepileptische Behandlung wurde bei mehreren Patienten mit hemiplegischer Migräne berichtet. Niedrig-dosiert wirkte das Antiepileptikum Carbamazepin demnach bei drei der Betroffenen.
Noch lange nicht Standard, aber einen Gedanken wert: mit Antiepileptika hemiplegische Migräne lindern
Die Forscher schließen, dass niedrig-dosierte Antiepileptika wie Carbamazepin bei familiärer, hemiplegischer Migräne mit PRRT2-Mutation wirksam sein können. Allerdings sollte die Behandlungsdauer gut überlegt sein, da manche Patienten auch ohne Behandlung symptomfrei werden können. Um die Erkrankung genauer zu verstehen und die jeweils beste Behandlung zu ermitteln, wird man nun weitere Fälle zusammenfassen und analysieren müssen. Bei Migräne mit motorischen Symptomen kann es sich demnach lohnen, mit einem Facharzt die eigene Familiengeschichte durchzuschauen. Vielleicht ergibt sich daraus ein möglicher Therapieansatz.
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