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PSA-Anstieg nach Prostataentfernung – Unter welchen Umständen erzielt eine anschließende Strahlentherapie besonders gute Erfolge?
Original Titel:
Importance of the site of positive surgical margin in salvage external beam radiation therapy for biochemical recurrence of prostate cancer after radical prostatectomy
DGP – Wenn der PSA-Wert nach einer Prostatakrebs-Operation wieder ansteigt, besteht mit einer anschließenden Strahlentherapie noch immer die Möglichkeit einer Heilung. Unter welchen Umständen die anschließende Strahlentherapie besonders erfolgreich ist, untersuchten Wissenschaftler in der vorliegenden Studie. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass die Patienten davon profitieren konnten, wenn die Bestrahlung zeitnah begonnen wurde.
Die meisten Männer entscheiden sich für eine operative Entfernung der Prostata, wenn sie mit der Diagnose Prostatakrebs konfrontiert werden. Ist der Krebs noch auf die Prostata beschränkt, kann durch die Operation eine Heilung erzielt werden. Nicht selten kommt es jedoch nach einer Operation zu einem Wiederanstieg des PSA (prostataspezifisches Antigen)-Wertes. Steig dieser Wert nach der Operation wieder auf 0,2 ng/ml an, ist von einem biochemischen Rezidiv die Rede. Es ist dann davon auszugehen, dass sich noch Krebszellen im Körper befinden, die sich weiter vermehren und verbreiten können. Bei der Operation konnten somit nicht alle Krebszellen entfernt werden, sei es, weil zu wenig Gewebe entfernt wurde oder weil Krebszellen schon vor der Operation in andere Körperregionen eingedrungen waren, was bei einzelnen Zellen durch bildgebende Verfahren bisher nicht sichtbar gemacht werden kann. Für Patienten, die nach der Operation von einem Krankheitsrückfall betroffen sind, gibt es dennoch eine Hoffnung auf Heilung. Durch eine anschließende Bestrahlung des Bereichs, wo sich vor der Operation die Prostata befunden hatte, können eventuell verbliebene Krebszellen abgetötet werden. Befinden sich nur in dem bestrahlten Gebiet Krebszellen, ist mit der anschließenden Strahlentherapie eine Heilung möglich.
Wissenschaftler untersuchten den Krankheitsverlauf von Prostatakrebs-Patienten, die sich nach einer Operation aufgrund eines Rückfalls bestrahlen ließen
Wissenschaftler aus Japan analysierten nun Langzeitergebnisse von Prostatakrebs-Patienten, die sich aufgrund eines Krankheitsrückfalls nach der Operation einer Strahlentherapie unterzogen hatten. Sie untersuchten insgesamt 120 Prostatakrebs-Patienten, die nach der Operation von einem biochemischen Rezidiv betroffen waren, bei denen jedoch in bildgebenden Verfahren keine Absiedlungen von Krebszellen (Metastasten) entdeckt werden konnten. Fast alle Patienten (96,7 %) erhielten eine Gesamtstrahlendosis von 64,8 Gy, die auf 36 Sitzungen mit je 1,8 Gy Strahlendosis aufgeteilt wurde. Die restlichen Patienten (3,3 %) erhielten eine Gesamtstrahlendosis von 60 Gy, wobei bei einer einzelnen Sitzung 2 Gy verabreicht wurden. Bei den Patienten, bei denen nach der Operation Krebszellen in Lymphknoten gefunden wurden (10 Patienten), wurden diese mitbestrahlt. Es wurden zwei verschiedene Strahlenmethoden angewandt: die Intensitäts-modulierte Radiotherapie (IMRT, 27,5 % der Patienten) und die 3D-konformale Strahlentherapie (72,5 % der Patienten). Bei der 3D-konformale Strahlentherapie wurde der Bereich der Samenblase nicht mitbestrahlt. Nach der Strahlentherapie wurden die Patienten im Mittel 64,9 Monate lang begleitet.
Mehr als jeder 3. Patient blieb in den ersten fünf Jahren nach der Strahlentherapie von einem weiteren PSA-Anstieg verschont
Die Analyse der Patientendaten zeigte, dass die Wahrscheinlichkeit, 5 Jahre nach der Strahlentherapie von einem erneuten PSA-Anstieg verschont zu bleiben, bei 39,2 % lag. Die 5-Jahres-Überlebensrate lag bei 98,3 %. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch 5 Jahre nach der Strahlentherapie keine Metastasen festgestellt werden konnten, lag bei 91,9 %. Generell schien die Strahlentherapie nach der Prostataentfernung gut verträglich zu sein. Nur 2 Patienten litten an einer schwerwiegenden Nebenwirkung Jahre nach der Strahlentherapie. Es handelte sich dabei um Blut im Urin.
Die Wissenschaftler identifizierten Faktoren, die mit dem Erfolg der Strahlentherapie im Zusammenhang standen
Mit speziellen statistischen Analysen wollten die Wissenschaftler außerdem herausfinden, welche Faktoren mit einem längeren krankheitsfreien Überleben zusammenhingen. Sie fanden heraus, dass es bei Patienten, die zu Beginn der Strahlentherapie einen PSA-Wert von unter 0,5 ng/ml aufwiesen, nach der Strahlentherapie seltener innerhalb von 5 Jahren zu einem erneuten PSA-Anstieg kam als bei Patienten mit höheren PSA-Werten zu Therapiebeginn. Das gleiche galt für Patienten, deren Prostatakrebs weniger aggressiv war (kein Gleason-Muster von 5). Interessant war, dass es für das 5-Jahre-krankheitsfreie Überleben nach der Strahlentherapie keine Rolle zu spielen schien, ob der Krebs die Prostatakapsel, die Samenblase oder Lymphknoten befallen hatte, wie der tiefste PSA-Wert nach der Operation war und wie schnell sich der PSA-Wert verdoppelte. Anders sah es mit dem tiefsten PSA-Wert nach der Strahlentherapie aus. Lag diese unter 0,05 ng/ml, war die Prognose deutlich besser.
Bei Patienten, die mit der 3D-konformale Strahlentherapie behandelt wurden, fiel auf, dass positive Schnittränder einen Risikofaktor für einen erneuten Krankheitsrückfall darstellten. Von einem positiven Schnittrand ist die Rede, wenn sich am Rand des operativ entfernten Gewebes Prostatakrebszellen befanden. Das erhöhte Risiko war jedoch nur bei positiven Schnitträndern an der Basis der Prostata (Übergang in die Harnblase) erkennbar und nicht bei anderen Stellen.
Eine Strahlentherapie schien bei Patienten, bei denen es nach der operativen Prostataentfernung zu einem PSA-Anstieg kam, sicher zu sein und gute Ergebnisse zu erzielen. Die Daten dieser Studie deuten darauf hin, dass Patienten möglichst früh nach dem PSA-Anstieg mit einer Strahlentherapie beginnen sollten. Bei Patienten, die positive Schnittränder an der Prostata-Basis aufwiesen, sollte außerdem der Bereich der Samenblase mitbestrahlt werden. Bei diesen Ergebnissen muss jedoch angemerkt werden, dass nur 81 der Patienten alleine mit der Strahlentherapie behandelt wurden. Die anderen 39 Patienten erhielten zusätzlich eine Hormontherapie.
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